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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 325

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
325 Roland, als kaiserliches Zeugnis, daß dem Rat der Stadt freie Gerichts- barkeit verliehen war. Kaufhäuser reckten namentlich am Markte ihre überkragenden Geschosse empor, und in den Windenluken verschwanden Ballen und Fässer mit den mannigfaltigsten Waren, die unter dem Schutz der Hansa eingebracht waren. Der Bürgermeister zog an der Spitze seiner Bürger für das Wohl der Stadt oder zum Schutz befreundeter .Städte in den Kamps; von dem Krummstabe machte er sich frei, und selbstbewußt hob er das Haupt empor. 5. Das berühmteste und beredteste Zeugnis eines freien und tüchtigen Bürgertums liefern in Hildesheim die reichgeschmückten Holzhäuser des 15. und 16. Jahrhunderts, unter denen das Knochenhauer-Amtshaus wie ein König dasteht. Es ist ein Wunderwerk der Holzarchitektur und sicher das schönste Holzhaus der Welt. Das war eine stolze und reiche Zunft, die sich ein solches Gebäude als Kauf- und Gesellschaftshaus errichten konnte. Die vollendeten Schnitzereien dieses Hauses, die Friese und Schwellen, die Konsolen und Balkenköpfe, die stilvoll und stellenweise launig bemalten Windbretter, alles gestaltet sich an dem Hause zu einem fesselnden Bilde, von dem sich der Beschauer nur schwer trennen kann. Alle die schmucken Holzhäuser aber, von denen man über 500 zählt, offenbaren uns, wie die Alten bedacht waren, ihr Heim zu schmücken, wie sie Freude hatten an schönen Formen und Farben. 6. Die Kriegssurie, Brand und Pest haben auch Hildesheim nicht verschont, und schwere Opfer sind ihm auferlegt worden, besonders in der von 1518—25 wütenden Stiftsfehde und später im 30jährigen Kriege. Auch die Einführung der Reformation, 1542, ging mit verderblichen Begleit- erfcheinungen vor sich; die trutzige Romfeste, wo der eiserne Bürgermeister Wildefüer zu dem Bischof stand, konnte nur der Gewalt erliegen. Luther mußte seinen Freund Bugenhagen senden; und der Tod des widerstrebenden Stadthauptes kam ihm zur Hilfe, daß er das Werk vollendete. Zu bewundern ist es, daß trotz der schweren Zeiten so viel von dem schönen Alten gerettet worden ist, zum Teil unschätzbare Kunstdenkmüler, die jetzt Hildesheim mit an die Spitze derjenigen Städte stellen, wo inan noch in ungetrübter Freude das Mittelalter studieren kann, wo sich noch ein klares Bild von dem Leben und Streben unserer Vorfahren ergibt. Als das nordische Nürnberg und als die Perle Niedersachsens preist man Hildesheim, das nach der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches auch mächtig hinausgewachsen ist über Wälle und sonstige Schranken, das heute, mit seinen 50 000 Bewohnern, in einer reichen Gegend gelegen, die man die Kornkammer Hannovers nennt, und lieblich umkränzt von waldigen Hügeln, ein blühendes Gemeinwesen darstellt. 7. Papst Eugen Iii. nannte um die Mitte des zwölften Jahrhunderts Hildesheim „eine berühmte und edle Stadt des Deutschen Reiches". Das

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 475

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
475 Ich schreibe Ihnen dies, geliebter Vater, damit Sie mit Beruhigung an uns denken. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich meinen Mann, auch unsere Kinder alle, die dem ehrwürdigen Großvater die Hände küssen, und ich bin, und ich bleibe, bester Vater, Ihre dankbare Tochter Luise. 266. An die Königin von Preußen. ■ Zur Feier ihres Geburtstages, den 10. März 1810. 1. Erwäg' ich, wie in jenen Schreckenstagen still deine Brust verschlossen, was sie litt, wie du das Unglück mit der Grazie Tritt aus jungen Schultern herrlich hast getragen; 2. wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt, wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt, du stets der Hoffnung Fahn' uns vorgetragen: 3. O Herrscherin, die Zeit dann möcht' ich segnen! Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen — Wie groß du warst, das ahneten wir nicht! 4. Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert, du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert, wenn er durch finstre Wetterwolken bricht! Heinrich v. Kleist. 267. Andreas Hofer. \. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war; in Mantua zum Tode führt' ihn der Feinde Zchar. Ts blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und schmerz, mit ihm das Land Tirol! 2. Die Hände auf dem Rücken, Andreas Hofer ging ntit ruhig festen schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Zfelberg geschickt ins Tal im heil'gen Land Tirol. 3. Doch als aus Aerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er laut: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen Deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" 4- Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das ffnftre Tor. Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 478

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
478 so nicht zurückkehren würden. Und die Franzosen sagten das selbst. Wenn sie sonst mit ihrem Kaiser in den Krieg gezogen waren, hatten ihre Kosse gewiehert, so oft sie aus dem Stall geführt wurden, da- mals hingen sie traurig die Köpfe; sonst waren die Krähen und Haben dem Heere entgegengeflogen, damals begleiteten die Vögel der Walstatt das Heer nach Osten, ihren Fraß erwartend. 4. Aber was jetzt zurückkehrte, das kam kläglicher, als einer im Volke geträumt hatte. Es war eine Herde armer Sünder, die ihren letzten Gang angetreten hatten, es waren wandelnde Leichen Ungeordnete Haufen, aus allen Truppengattungen und Nationen zu- sammengesetzt, ohne Kommandoruf und Trommel, lautlos wie ein Totenzug nahten sie der Stadt. Alle waren unbewaffnet, keiner be- ritten, keiner in vollständiger Montur, die Bekleidung zerlumpt und unsauber, aus den Kleidungsstücken der Bauern und Frauen ergänzt. Was jeder gefunden, hatte er an Kopf und Schultern gehängt, um eine Hülle gegen die markzerstörende Kälte zu haben: alte Säcke, zerrissene Pferdedecken, Teppiche, Schals, frisch abgezogene Häute von Katzen und Hunden; man sah Grenadiere in großen Schafpelzen, Küras- siere, die Weiberröcke von buntem Fries wie spanische Mäntel trugen. 5. Nur wenige hatten Helm und Tschako, jede Art Kopftracht, bunte und weiße Nachtmützen, wie sie der Bauer trug, tief in das Gesicht gezogen, ein Tuch oder ein Stück Pelz zum Schutze der Ohren darübergeknüpft, Tücher auch über den untern Teil des Ge- sichts. Und doch waren der Mehrzahl Ohren und Nasen erfroren und feuerrot, erloschen lagen die dunkeln Augen in ihren Höhlen. Selten trug einer Schuh oder Stiefel; glücklich war, wer in Filz- socken oder in weiten Pelzschuhen den elenden Marsch machen konnte. Vielen waren die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Fell der Tornister oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unterschieden sich von den übrigen wenig, ihre Mäntel waren verbrannt, nur die Bärenmützen gaben ihnen noch ein militärisches Ansehen. So schlichen sie daher, Offiziere und Soldaten durchein- ander, mit gesenktem Haupt, in dumpfer Betäubung. Alle waren durch Hunger und Frost und unsägliches Elend zu Schreckensge- stalten geworden. 6. Tag für Tag kamen sie jetzt auf der Landstraße heran, in der Regel, sobald die Abenddämmerung und der eisige Winternebel über den Häusern lag. Dämonisch erschien das lautlose Erscheinen der schrecklichen Gestalten, entsetzlich waren die Leiden, welche sie mit sich brachten; die Kälte in ihren Leibern sei nicht fortzubringen, ihr Hunger sei nicht zu stillen, behauptete das Volk. Wurden sie

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 505

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
505 blick das Haupt beugte, als es vorwärts ging, als wäre er in der Kirche. Und was die Religion anbetrifft, wer war das, glaubt ihr wohl, der dort in den Kampf mit hineinstürzte im weißen Haar, mit fliegenden Rockschößen? Das war der Divisionsprediger, eine mächtige Flasche in der einen und ein Gebetbuch in der andern Hand. Der gute Mann, der da im Kugelregen dahineilte, war ganz außer Atem und über und über mit Schmutz bespritzt, denn, wie er mir keuchend erzählte, war sein Pferd ihm unter dem Leibe er- schossen worden. Als ich ihn wiedersah, da saß er hinter einer Mauer im Dorfe unter einer Gruppe hingestreckter Krieger und erhob unter dem Brüllen der Geschütze seine Stimme im Gebete zu Gott. Arcbibald Forbes. 283. König Wilhelm an die Königin Augusta über die Schlacht bei Sedan. 1. Depesche. Vor Sedan, 2. September x/2 2 Uhr nachmittags. Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegsgefangen, ist soeben mit dem General Wimpffen abgeschlossen, der an Stelle des verwundeten Mac Mahon das Kommando führt. Der Kaiser hat nur sich selbst mir ergeben, da er das Kommando nicht führt und alles der Regentschaft in Paris überläßt. Seinen Aufenthaltsort werde ich be- stimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe. Welch eine Wendung durch Gottes Führung! Wilhelm. 2. Brief. Vendresse, südlich Sedan, 3. September 1870. Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen. Wenn ich mir denke, daß nach einem großen, glücklichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten aus- ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzu- fassen, um in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen. ...........Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen,

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 506

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
506 ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Truppen begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter an- gezündet, so daß man zeitweise in einer Illumination fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpfte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlnngen hatte, die in Donchery stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe vor Sedan an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavalleriestabswache be- gleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir entgegen- kam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über jdieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben. Nach dieser Begegnung beritt ich von halb 3 bis halb 8 Uhr die ganze Armee von Sedan. Den Empfang der Truppen, das Wiedersehen der stark mitgenommenen Garden, das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben; ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung. Nun lebe wohl! Mit bewegtem Herzen am Schlüsse eines solchen Briefes Wilhelm. 284. Die Fahne der Einundsechziger. \. Vor Dijon war's; — doch eh' ich's euch erzähle, knüpf' einer doch die Binde mir zurecht, mich schmerzt der Arm, sie sitzt wohl schlecht; so — so! Nun euer Herz sich stähle: Vor Dijon war's; die j?äffe der Vogesen bedrohte Garibaldis bunte 5char, Bourbaki kam von der Loire, das hartbedrängte Belfort zu erlösen.

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 518

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
518 die jungen Prinzen durch Handkuß darbringen. Die ganze übrige Versammlung huldigt dem Kaiser durch Vortreten und tiefe Ver- beugung, die der Monarch durch freundliches Kopfneigen erwidert. Als Kaiser Wilhelm das französische Königsschloß verläßt, sinkt die Hohenzollernfahne nieder, und die neue deutsche Kaiserfahne rauscht in die Höhe. — Während der ganzen Kaiserfeier aber donnerten die deutschen Kanonen gegen Frankreichs Hauptstadt, Robert König. 289. Kaiser Wilhelms I. Lebensabend. 1. Auch von eines Königs Leben gilt das alte Wort des Psalmisten: „Wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen." Aber bei aller Arbeit und Mühe, in allen Kämpfen und schmerzlichen Erfahrungen ist doch gerade das Alter Wilhelms I. an besonderen Gnaden- erweisungen und freudigen Ereignissen so reich gewesen, daß wir wohl ein Recht haben, von einem „goldenen Lebensabend" des Kaisers zu reden. Bis über das vollendete neunte Jahrzehnt hinaus hat er sich einer fast wunderbaren Rüstigkeit erfreuen dürfen. Was uns von Moses berichtet wird: „Seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen", das hat sich auch 'an ihm erfüllt. Fast unberührt von den Beschwerden und Gebrechen des Alters und, was mehr sagen will, frei von jeder, dem Alter oftmals eigenen Wunderlichkeit und ohne jene mißmutige und mürrische Verdrossenheit, die auf der einsamen Höhe des Thrones sich so leicht einstellt, hat er bis zuletzt mit ungeschwächter Kraft die schweren und ernsten Pflichten seines hohen Berufs erfüllen können. An den heilkräftigen Quellen von Wiesbaden, Ems und Gastein, zu denen er alljährlich mit großer Regelmäßigkeit wiederkehrte, fand er immer neue Erholung von den Anstrengungen der Wintermonate. Eine besondere Erholung, die sich der Kaiser bis in die letzten Jahre gegönnt hat, und die ihm immer eine besondere Freude bereitete, waren die Jagdausflüge, die er, von einer auserwählten Weidmannsschar umgeben, unternahm, um in freier Bewegung frische Waldluft zu atmen. 2. Auch in seiner Familie hat Gottes Gnade den Kaiser gerade in den letzten Jahren seines Lebens viel Glück und Freude erleben lassen. Mit besonderer Teilnahme verfolgte der Kaiser bis an sein Ende die zu großen Hoffnungen berechtigende Entwicklung der Kinder des kronprinz- lichen Paares. In dem Feuereifer, mit welchem der junge Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, seinen militärischen Pflichten oblag, erkannte der greise Held das Bild seiner Jugend wieder. Darum gereichte ihm auch die Vermählung dieses seinem Herzen besonders nahestehenden Enkels mit der jugendlichen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein zur

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 543

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
543 Hub als man am Abend den Toten fand, da hielt er noch krampfhaft die Waffe umspannt. So lag er im Busch, und dicht daneben lag der, für den er gewagt sein Leben. (D Heldenblut! fürs Vaterland vergossen im heißen Wüstensand! (D Heldenleben, so groß und hehr, getreu bis zum Tode für Deutschlands Thr', geopfert im heiligen Dienste der Pflicht: wein Vaterland, vergiß es nicht! Heinrich Loh mann. 304. Im Kampfe mit den Hereros. 1. Schon vor Mitternacht rückten wir weiter vor, dem Feinde zu. Es wurde gesagt, daß unsere Abteilung etwa gegen Morgen auf den Feind stoßen würde. Voran ritten als Kundschafter die Wittboys. Dann kam unsere Kompagnie. Ein Teil von ihr war abgesessen und suchte zur Seite des Weges im Busch vorwärts zu kommen; der andere Teil ritt noch auf dem Wege. Ich ritt im dritten Zug. Hinter uns, dicht aufgeschlossen, fuhr die Artillerie. Wir marschierten möglichst lautlos; aber es gab doch allerlei Lärm: Schnauben der Pferde, Stoßen der Räder, ein ungeduldiger zorniger Ruf, ein Peitschenhieb. Mich fror heftig im Sattel. Damit ich nachher, wenn ich schießen sollte, nicht steife Finger hätte, legte ich die Zügel über den Patronengurt und steckte die Hände in die Taschen. Endlich graute der Morgen; und bald schossen am hellgrauen Himmel von unten herauf zarte, rosige Streifen Lichts gegen die Himmelshöhe. Rasch wurden die Farben tiefer, fröhlicher und stärker. Es jauchzte das Rot seiner Fülle, und es freute sich das Blau seiner reinen Schönheit. Es kam herauf und dehnte sich und stieg auf wie eine neue Welt, die wohl tausendmal schöner war als die alte. Und dann kam groß und klar die Sonne, wie ein großes, ruhiges, weitoffenes Auge anzusehn. 2. Um diese Tageszeit sollten wir nach den Aussagen unserer Patrouillen den Feind erreichen. Aber er war nicht da. Da dachte ich mit vielen anderen, daß es wieder nichts würde, und ärgerte mich ^ehr. Doch hörten wir bald von rechts herüber Kanonendonner. Es wurde acht, es wurde neun. Der Busch wurde so eng, daß die Ausgeschwärmten nicht weiter können. Sie kamen heraus und zogen sich auf dem Wege zusammen. Die Sonne stieg und stieg;

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 547

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
o47 — <r und schossen gut. Da vurben sie stiller. Die Offiziere stand ? und gingen wieder in die Mitte des Lagers. Gleich darauf k. ■ Befehl, daß das Lager zweihundert Meter vorrücken sollte noch im Vorbeilaufen, wie sie anfingen, die Verwundeten und ; in den Wagen zu heben. Dann lief ich wieder nach vorne Schützenlinie an meinen Platz. 6. Nun, da ich wieder lag, fühlte ich, wie sehr ich aus lör 1; war. Ein Bitten und Klagen und Quälen um Wasser ging orc-,; die Leihe. Von hinten her klang das heisere Brüllen durstenden Tiere. Ich glaube, es war um diese Zeit, nachmiungs vier Uhr, kein Tropfen Wasser mehr im ganzen Lager, a Ger f die Verwundeten. Da wurde die ganze dünne Front entlang de daran gesetzt, Gewehr, Geschütz und Maschinengewehr, i ■ wildes Schnellfeuer prasselte gegen den müde werdenden Feine. J . u ging es von Mann zu Mann: Wir wollen stürmen. Nun gälte <h Ruf. Niemals in meinem Leben vergesse ich ihn. Mit wilum Schreien, mit verzerrten Gesichtern, mit trockenen, brennenden A\i g n ■prangen wir auf und stürmten vorwärts. Die Feinde sprang , schossen und stoben mit lautem Schreien zurück. Wir liefen ° . • Unterbrechung schreiend, fluchend, 'schießend bis zu der ziem großen Lichtung, auf der die heißbegehrten Wasserlöcher lagen, : t gleich darüber weg bis an den jenseitigen Rand, wo der Busch wied anfing. t j # . ■ 7. Das ganze Lager: die schweren Wagen mit den langen Ochsenreihen, die Hunderte von Pferden, die Lazarettwagen mit Ärzten, Verwundeten, Toten, das Hauptquartier: alles kam hinterher und lagerte sich auf der Lichtung. Wir aber lagen rund um sie am Rande des Buschfeldes und wehrten die Feinde, die bald hh ' bald da in wilden Haufen mit lautem Schreien durch den dies fee Busch heranbrachen. — Und nun kletterten sie hinter uns mit Feld kesseln in die zehn Meter tiefen Wasserlöcher und füllten die E‘ die an zusammengebundenen Zügeln herabgelassen wurden, , ■ fingen an, Mensch und Tiere zu tränken. Wenn je zehn Pren wenig bekommen hatten, war das Wasserloch leer. Es war n ^ zehn oder zwölf Lödher an dieser Stelle. 8. Die Sonne ging unter. Einige von uns schlichen 1 hieben mit ihren Seitengewehren Buschwerk ab und mach Kraal vor uns. Die Artilleristen stellten hinter uns die Ma gewehre und Geschütze auf und knieten daneben. Abg< Kameraden krochen con Mann zu Mann und gaben uns .eit Wasser. Hinter uns im Lager tränkten sie im Dunkeln di 1 ringenden B fen Tiere-; an den Lazarettwagen gß >' .'••• ' 35" ~

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 458

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
458 die Wirtschaft des Landmannes verwüstet. Sein Knecht hatte vielleicht einige Jahre die Schläge der fremden Soldaten ertragen, zuletzt lief er selbst unter die, welche schlugen. Die Gespanne wurden vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder oft unmöglich gemacht. 3. Wie jammervoll und hilflos aber auch seine Lage war, in der ersten Hälfte des Krieges war auch das Schrecklichste noch Verhältnis-' müßig erträglich. Denn noch hielt einige Mannszucht wenigstens die regelmäßigen Heerhaufen zusammen, und ein und das andre Jahr verlief ohne große Truppenzüge. Die Wirkungen, die ein solches Leben auf die Seelen der Landleute ausübte, waren sehr traurig. Eine bebende, klägliche Furcht umzog lähmend die Herzen. Aber auch Trotz und wilde Ver- zweiflung bemächtigte sich der Seelen. Die sittliche Verwahrlosung nahm im Landvolke furchtbar überhand. Die Gewohnheiten und Krankheiten der durchziehenden Heere blieben zurück, selbst wenn die Räuber aus dem ver- wüsteten und halb zerstörten Dorf abzogen. Das Branntweintrinken wurde ein gewöhnliches Laster. Die Achtung vor fremdeirmigentum verschwand. Der Landmann begann zu stehlen und zu rauben wie der Soldat. Be- waffnete Haufen rotteten sich zusammen, zogen über die Landesgrenze in andere Dörfer und entführten, was sie bedurften. Sie lauerten den Nachzüglern der Regimenter in dichtem Wald oder in Gebirgspässen auf und nahmen an dem Leben der Bezwungenen eine rohe Rache, ja, sie überboten die Fertigkeit der Soldaten in Erfindung von Todesqualen. 4. Nach Kräften suchten sich die Dörfer vor der Raubgier der Soldaten zu wahren. Auf die Kirchtürme und hohen Punkte der Flur wurden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann die Frauen und Kinder und leicht bewegliche Habe eilig in einen entfernten Versteck. Solche Verstecke wurden mit großem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhilfe uoch unzugänglicher gemacht, und Wochen-, ja monatelang fristeten dort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moor zwischen Grüben, Binsen und Erlengebüsch, in dunkler Waldschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Flüchtlinge in ihre Häuser zurück und besserten notdürftig aus, was verwüstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandstätte. 5. Auch nicht alle, die geflohen waren, kamen zurück zur heimischen Flur. Das wilde Leben im Versteck und Walde, die rohe Freude an Gewalttat und Beute machte die Trotzigsten zu Räubern. Mit rostigen Waffen versehen, führten sie ein gesetzloses Leben als Wilddiebe und Wegelagerer. 6. So verminderte sich die Bevölkerung des flachen Landes mit

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 460

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
460 ringerung des Wohlstandes ihres Dorfes hatten sie am meisten zu leiden. Die Mehrzahl von ihnen verdient das Zeugnis, daß sie alle diese Gefahren als echte Streiter Christi ertrugen. Die meisten hielten bei ihren Ge- meinden aus bis zum letzten Mann. Ihre Kirche wurde verwüstet und ausgebrannt, Kelch und Kruzifix wurden gestohlen, die Glocken vom Turm geworfen und weggeführt. Da hielten sie den Gottesdienst in einer Scheuer, auf freiem Felde, im grünen Waldversteck. Häufig waren sie die ersten, welche von der Verwilderung der Dorfbewohner zu leiden hatten; Diebstahl und frecher Mutwille wurden am liebsten gegen solche geübt, deren zürnender Blick und feierliche Klage früher den meisten Ein- druck gemacht hatten. Ihre Schicksale sind daher vorzugsweise kenn- zeichnend für jene eifernen Jahre, und gerade von ihnen besitzen wir die meisten Aufzeichnungen aus jener eisernen Zeil, oft in Kirchenbüchern, denen sie ihr Leid klagten, während kein Mensch sie hören wollte. Gustav Freytag. 259. Der Grotze Kurfürst und der französische Gesandte. 1. Eines Morgens hatte Friedrich Wilhelm auf der Jagd im Grune- walde durch einen Eilboten die Nachricht erhalten, daß ein großer Zug französischer Hugenotten in Berlin eingetroffen sei, um des Kurfürsten Schutz anzuflehen, und daß der französische Gesandte gegen das Verbleiben der Flüchtlinge Einspruch erhoben habe. Eiligst kehrte der Kurfürst nach Berlin zurück. Kaum hatte er sich umgekleidet, so erschien der Gesandte, Herr von Rebenac, und bat dringend um eine Unterredung. Der Kurfürst erklärte sich bereit, ihn sofort zu empfangen. Bei seinem Eintritt in den Empfangssaal grüßte ihn der Gesandte mit zierlicher Verbeugung. 2. „Sie kommen zu außergewöhnlicher Stunde, Herr Marquis," redete er den Gesandten an; „ich muß daher wohl annehmen, daß ein besonderer Auftrag Ihres Königs Sie hierherführt." „Die Weisheit Euer Durchlaucht hat, wie immer, das Richtige ge- troffen," entgegnete Rebenac. „Seine Majestät König Ludwig Xiv. haben mir Befehl erteilt, eine Unterredung bei Euer Duchlaucht nachzusuchen." „Sie ist Ihnen bewilligt." „Durchlaucht," nahm Rebenac das Wort, „mein Herr hat es für- notwendig gehalten, jene Verordnung aufzuheben, die sein Vorfahr dereinst zu Nantes zum Besten der Hugenotten erließ. Von dem Tage an suchten diese Schutz in Deutschland, Holland und vor allem bei Euer Durchlaucht. Massenhafte Auswanderungen fanden statt. Dieses Aufgeben des Vater- landes ist wider meines Herrn Willen. Böte sich den aufrührerischen Untertanen keine neue Heimat dar, sie würden sich geduldig dem neuen Gesetze fügen. Aber die Aussicht auf den Schutz Euer Durchlaucht macht die Leute kühn, und so wagen sie es, teils offen, teils heimlich Frankreich
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